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VDP.Prädikatsweingüter beenden Traubenernte 2020

Verantwortlicher Autor: Karl J. Pfaff Mainz, 09.11.2020, 11:26 Uhr
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Mainz [ENA] Die Lese 2020 geht als besondere Traubenernte in die Geschichte ein. In einer Zeit, die von einer starken Ungewissheit geprägt ist, wurden die VDP.Winzer*innen mit sonnigem Herbstwetter und kerngesunden, aromatischen Trauben entschädigt. „Ein neidischer Herbst, was die Menge angeht. Aber wunderbare Qualitäten. Schon wieder ein Jahr, dass uns große Freude machen wird“, so der VDP.Präsident Steffen Christmann.

Seit einigen Jahren kann eine frühere Traubenreife und dadurch ein immer früherer Erntebeginn beobachtet werden. Insbesondere in den VDP.GROSSEN LAGEN® und VDP.ERSTEN LAGEN® ist ein schnelles, entschlossenes Handeln gefragt, um in den besten Lagen die Trauben zum optimalen Reifezeitpunkt gesund zu ernten und eine Überreife zu vermeiden. Um punktgenau agieren zu können, sind häufig große Erntemannschaften im Einsatz. Doch im Weinjahr 2020 mussten die Weingüter Coronabedingt mit nur wenigen verfügbaren Saisonarbeitskräften auskommen. Auch deshalb liegen arbeitsintensive, kräftezehrende Wochen hinter den VDP.Winzer*innen.

Zwar steht die Herkunft für die VDP.Mitglieder an oberster Stelle, jedoch ist der beste Weinberg allein noch kein Garant für ein Spitzenprodukt. Erst das perfekte Zusammenspiel von akkurater Handarbeit, fundiertem Fachwissen, Intuition, langjähriger Erfahrung, andauernder Neugier, gesundem Ehrgeiz, schier grenzenloser Ausdauer und ganz viel Geduld macht beste Ergebnisse überhaupt erst möglich. Nach der bereits kleinen Ernte 2019 liegt die diesjährige Lesemenge nochmal knapp unter dem Vorjahreswert. Insbesondere in Franken und Sachsen/Saale-Unstrut haben Spätfröste zu Ernteverlusten geführt. In der Pfalz und Rheinhessen konnte durchschnittliche Traubenmengen geerntet werden.

Vegetations- und Leseverlauf: Nach dem trockenen Winter des Vorjahres konnten im Januar und Februar 2020 durch ergiebige Regenfälle die Wasserreserven im Boden wieder etwas aufgefüllt werden. Das sehr warme, sonnige Frühjahr führte zu einem frühen Austrieb. Entsprechend früh setzte die Rebblüte ein. In warmen Lagen und bei frühreifen Rebsorten war dies bereits Ende Mai der Fall. Eine ebenfalls frühe Lese war somit sicher, da sich zwischen Blüte und Traubenreife ein Zeitraum von ca. 100 Tagen erstreckt. Der sonnige und trockene Spätsommer im September führte dazu, dass viele Rebsorten gleichzeitig die Lesereife erreichten. Die Trockenheit führte dazu, dass die Trauben eher kleinbeerig blieben.

Die AHR vermeldet die früheste Ernte aller Zeiten. „Es war die früheste Ernte aller Zeiten. Bereits Ende September hatten wir alle Trauben geerntet. Das war vor 30 Jahren noch völlig undenkbar. Wir konnten eine kleine Menge von sehr guter Qualität ernten. Durch konsequente Traubenteilung konnten wir eine sehr lockere Beerenstruktur und in Konsequenz eine sehr gut Farbausbeute bei den Rotweinen erzielen“, so Marc Adeneuer, vom VDP.Weingut J.J. Adeneuer .

Joachim Heger vom Badener VDP.Weingut Dr. Heger meldet: „In den letzten Frostnächten des Jahres gab es kleine Schäden in den nördlichen Bereichen Badens und die verrieselte Blüte reduzierte die Erwartungen an den Ernteertrag. Bereits Anfang August konnte mit der Lese von gesunden Beeren begonnen werden. Der Leseverlauf war sehr zügig, um die optimalen Lesezeitpunkte der unterschiedlichen Sorten und verschiedenen Parzellen nicht zu verpassen und eine Überreife zu vermeiden. Der erste Winzer konnte die Ernte bereits am 11.09. abschließen, viele Kollegen folgten dann in der Woche darauf, vor allem am Kaiserstuhl oder im Breisgau. Die letzten Trauben konnten in den höher gelegenen Lagen der Ortenau und Bodensee Anfang Oktober gelesen werden.

FRANKEN – Qualität gut, ein Drittel der normalen Ernte „Die Weinernte fiel in Franken dieses Jahr sehr viel geringer aus als in den Jahren zuvor. Schuld war ein starker Spätfrost Anfang Mai, der insbesondere die Betriebe an der Mainschleife und im Steigerwald hart getroffen hat. Teilweise wurde nur ein Drittel der normalen Ernte eingefahren. Ein trockener aber für die Vegetation wertvoller Sommer ließ wohlschmeckende und gesunde Trauben heranwachsen. Die Qualität hat durch den ergiebigen Regen im August nochmal Fahrt aufgenommen, so dass ab Anfang September die Lese begonnen hat. In Franken erwarten die VDP.Weingüter spannende Weine mit großem Potenzial.“ Melanie Stumpf, VDP.Weingut Bickel-Stumpf

Am MITTELRHEIN stellt Jochen Ratzenberger vom VDP.Weingut Ratzenberger fest: „Frische Frucht und optimale Säurewerte prägten die Weinlese am Mittelrhein. Wir konnten gesunde, goldgelbe Trauben lesen und die Moste präsentieren sich mit einer schönen Aromatik und einer wunderbar eingebundenen Säure.“ „Die MOSEL und ihre Nebenflüsse weisen eine große Zahl an Terroirs und spezieller Klima-Nischen auf, sodass die Berichte der Mitglieder oft sehr unterschiedlich ausfallen. Von fast allen Mitgliedsbetrieben wird allerdings berichtet, dass der Jahrgang 2020 klassische Rieslingweine mit frischer Säure und moderatem Alkoholgehalt gebracht hat, berichtet Dr. Carl von Schubert, VDP.Weingut Maximin Grünhaus.

Für die NAHE stellt Frank Schönleber, VDP.Weingut Emrich-Schönleber fest: „Die Weinlese begann an der Nahe Mitte September mit den Burgunder-Rebsorten, die allesamt bei bester Gesundheit und Reife geerntet werden konnten. Anfang Oktober folgte dann die Riesling-Lese mit perfekt gesunden, goldgelben Trauben, die sehr aromatisch und geschmacklich harmonisch sind. Edelsüße Weine wird es aus 2020 an der Nahe nur im homöopathischen Dosen geben.“

PFALZ – Sehr ausgeprägten Sorten- und Lagencharakteristik „Die idealen Wetterbedingungen über das Jahr haben wieder für einen sehr frühen Lesebeginn in den letzten Augusttagen gesorgt. Hohe Temperaturen Mitte September zwangen sogar zu einem Lesestart in ganz früher Morgenstunde, um die Trauben nicht zu warm ins Kelterhaus zu bringen und unsere Lesemannschaft nicht die ganze Zeit der Hitze auszusetzen. Mit dem Ergebnis der Lese sind wir sehr zufrieden. Nicht nur weil wir außergewöhnlich gesunde und reife Trauben ernten durften, sondern auch weil dies mit unserer starken Gemeinschaft ohne Komplikationen und Infektionen möglich war. Wir erwarten ausgeprägte Lagencharakteristik", so Hansjörg Rebholz, VDP.Weingut Ökonomierat Rebholz.

„Im Rheingau konnten wir dieses Jahr die zweitfrüheste Lese nach 2014 seit den Wetteraufzeichnungen verzeichnen. Dank des sonnigen und trockenen Spätsommers konnten hochreife und sehr gesunde Trauben geerntet werden. Entsprechend aromatisch und ausgesprochen fruchtig präsentieren sich die ersten Weißweine im Fass, die Rotweine zeigen viel Farbe und großes Potential. In vielen Betrieben ist die Weinlese diesmal schon nach drei bis vier Wochen abgeschlossen worden“ , stellte Wilhelm Weil, VDP.Weingut Robert Weil fest.

Über sechs sehr intensive Lesewochen ernteten wir größtenteils kerngesunde Trauben. Die Aromatik entwickelte sich über diese Zeit konsequent weiter, während die Säurewerte erfreulich stabil blieben. Die Ernte begann bei uns am 3.9. Der dann einsetzende Regen brachte zum einen dringend notwendige Ruhetage für die Erntemannschaft sowie eine spannende aromatische Weiterentwicklung der Trauben. Da über 90% der Ernte abgeschlossen waren, störte uns die einsetzende Botrytis nicht im Geringsten. Vielmehr ermöglichte sie es uns aus diesem Jahrgang hervorragende Weine bis hin zur Trockenbeerenauslese zu keltern. Die geernteten Mengen bewegen sich im normalen Bereich." Johannes Hasselbach, VDP.Weingut Gunderloch

SACHSEN /SAALE-UNSTRUT weniger Ertrag durch Spätfröste: „Der Schicksalstag des Jahres war der 12. Mai. In Sachsen kam es tagsüber zu Niederschlägen und in der Nacht folgten Windfröste von zwei bis drei Grad Minus. An den nicht abgetrockneten, nassen Rebstöcken erfroren die 10-15 cm langen Triebspitzen. Die frostgeschädigten Rebstöcke haben sich in ihrer Vegetation erholt, allerdings ist hier der Ertrag stark reduziert. Durchschnittlich wurde in Sachsen 20% weniger gelesen als im Vorjahr. Die Witterungsverhältnisse sorgten für eine sehr differenzierte Reifeentwicklung der Beeren. Stark selektive Erntegänge waren erforderlich, um Reifegrade mit hohen Qualitäten lesen zu können.“ Georg Prinz zur Lippe, VDP.Weingut Schloss Proschwitz.

WÜRTTEMBERG – Reife der frühen und späten Rebsorten nah beisammen: „Das war meine 15. Weinlese, die ich verantwortlich in unserem Weingut übernommen habe und eines musste ich wieder feststellen: Keine Weinlese gleicht der anderen und in jedem Jahr gibt es andere Herausforderungen. Gefühlt war es eine der schnellsten Weinlesen. Das lag sowohl an den kleinen Erntemengen, den sehr gesunden Trauben und der zeitlich eng beieinanderliegenden Reife der frühen und späten Rebsorten. Die Erträge liegen trockenheitsbedingt etwa 20% unter dem Durchschnitt. Die Qualität ist deutlich überdurchschnittlich, die Moste sehr schmackhaft und haben oft auch eine angenehme, passende Säure.“ Markus Drautz, VDP.Weingut Drautz-Abele (P.S.)

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