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Die Moskauer Pestrevolte von 1771

Verantwortlicher Autor: Schura Euller Cook Wien, 19.11.2020, 13:42 Uhr
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Wien [ENA] Auch Katharina II. von Russland hatte während ihrer Regierungszeit von 1762 - 1793 mit einer verheerenden Pandemie zu kämpfen. Die berüchtigte Moskauer Pestrevolte von 1771 zeigte das ganze Ausmaß eines medizinischen und politischen Notstands, der Moskau an den Rand des Abgrunds brachte. Da scheint die Corona-Pandemie, die heute die ganze Welt in eine schwere Krise stürzt, vergleichsweise harmlos.

Denn auch die medizinische Versorgung und Erkenntnisse haben sich seit damals drastisch verbessert, sodass das enge Zusammenleben von großen Menschenmassen immer unproblematischer scheint. Aber vielleicht trügt der Schein. Bei dem Pestausbruch von 1771 war es hauptsächlich das russische Heer, dass die Seuche einschleppte. Zwar befahl Katharina II. die Grenz-und Hafen Quarantäne, aber trotzdem brach im November 1770 in einem Soldatenkrankenhaus ausserhalb Moskaus die Pest aus, die man zuerst für Fleckfieber hielt. Ein fataler Irrtum. Als es danach in einer Textilfabrik zu weiteren Todesfällen kam, verordnete die Kaiserin eine 30km Sperrzone um Moskau, die aber wegen der Angst vor einer Hungersnot nicht eingehalten wurde.

Auch das Versammlungsverbot bei Leichenzügen oder Bittprozessionen wurde missachtet. Im August 1771 starben täglich 600-1000 Menschen an der Pest. Adel und Mittelschicht flohen aus der Stadt. Die Zurückgebliebenen machten nun die Ärzte, den Klerus und die Verwaltung für das Elend verantwortlich. Die Gerüchte um die Entfernung der angeblich wundertätigen Ikone der Gottesmutter vom Barbara-Tor, löste bei der religiösen und abergläubischen Bevölkerung Wut und Schrecken aus. Der Erzbischof Amwrossi wurde deshalb zu Tode geprügelt und einige Ärze entkamen nur knapp. Erst nachdem Kaiserin Katharina II. Graf Orlow mit einem großen Stab von Ärzten und vier Regimentern zur Reorganisation und Beruhigung schickte, ebbte diese tragische Pandemie ab.

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